Mit dem Spacekites Tauros hat Michael Tiedtke einen der wohl atemberaubendsten Speed-Powerdrachen erschaffen. Der rundum handgefertigte Drachen besteht aus hochwertigen Materialien und stellt hinsichtlich seiner Verarbeitung einen sehr hohen Standard dar.
Das Tuch, welches insgesamt aus 34 Einzelpaneelen gefertigt ist, bildet in seiner Gesamtheit ein kraftvolles und teils bedrohlich anmutendes Motiv. Jedes dieser Paneele ist dabei durch sehr sauber ausgeführte doppelte Kappnähte mit seinen Nachbarn verbunden.
Das robust anmutende Skelett des Tauros, bestehend aus 8mm und 10mm Excel Cruise Carbonrohren, lässt den Piloten schnell erahnen, welche Kräfte dieser Drachen wohl entfalten kann.
Der Auf- und Abbau des Drachens gestaltet sich einfach, lediglich das Einstecken der äußeren seitlichen Abspreizungen (Whisker), welche hinter dem Segel verlaufen müssen, ist etwas nervig, da die vorgesehenen Gummi-Verbinder dafür stark "gebogen" werden müssen. Es bleibt abzuwarten, wie langlebig diese Verbinder sind. Unbedingt sollte man darauf achten, dass alle Spreizen immer bis zum Anschlag in die seitlichen APA-Winkelverbinder hineingedrückt werden, da sie sonst im Flug eine Überbelastung am Verbinder hervorrufen werden und dieser ausleiert oder im schlimmsten Falle gar platzt.
Durch zwei Knotenleitern in der Waage kann der Pilot unmittelbar einen Einfluss auf das Flugverhalten des Tauros nehmen. Man hat, je nach Belieben, die Wahl zwischen der Speed- oder der Powereinstellung. Zudem kann der Anstellwinkel des Drachens an die vorherrschende Windstärke angepasst werden. Für einen schwachen Wind sollte der flachste Anstellwinkel gewählt werden. Bei stärker werdendem Wind muss spätestens bei Beginn von Flügelschlagen auf eine steilere Einstellung gewechselt werden. Detaillierte Einstellungshinweise sind der korrigierten, offiziellen Fieldcard (siehe unten) zu entnehmen. Der Tauros kann somit in einem beeindruckend großen Windbereich geflogen werden.
Das Erscheinungsbild des Tauros am Himmel wirkt stets erhaben. In seiner Größenklasse ist er ein sehr schneller und drehfreudiger Gefährte. Er hat seine Drehachse irgendwo innerhalb des Flügels und dreht seine Spins fast ohne jeglichen Höhenverlust. Da wo er hingesteuert wird, dort fliegt er auch hin. Trickflugtauglich ist er jedoch in keinerlei Hinsicht; dafür wurde er aber auch nicht konzipiert.
Ist der Tauros auf die Powereinstellung sowie auf den flachsten Anstellwinkel getrimmt und mit leichten und kurzen Leinen (25m 75 daN) bestückt, so ist er in der Lage, bereits bei einer Windstärke von nur 1 bft abzuheben.
Das Startverhalten ist leicht zögernd. Nach einem entschlossenen Zug an den Leinen erhebt sich der Drachen vom Boden, will aber nicht so richtig steigen. Lässt man ihn dann etwas zur Seite kippen, kann er horizontal an Fahrt aufzunehmen. Dieser Drachen braucht wie alle auf Geschwindigkeit optimierten Drachen eine anliegende Strömung um steuerbar zu sein, daher ist er stets in Bewegung zu halten. Nahezu lautlos fliegt er dann in einem gemächlichem Tempo kaum hörbar seine Bahnen. Bei etwas auffrischendem Wind steigert sich seine Geschwindigkeit linear mit der Windstärke und es ist bereits ein angenehmer Grunddruck in den Leinen spürbar. Schon in diesem unteren Windbereich lässt er den Piloten seine beeindruckende Präzision spüren - Schönfliegen wie auf Schienen
Der Tauros fühlt sich nun an 30 bis 35 Meter langen Leinen am wohlsten. Der Pilot kann jetzt zwischen der Power- und der Speedeinstellung nach seinem Belieben wählen. In erstgenannter Einstellung baut er einen sehr satten Druck auf den Leinen auf, wobei dieser aber noch nicht ausreichend ist um den Piloten über die Wiese zu ziehen (Arschledern). In der Speedeinstellung ist vergleichsweise deutlich weniger Druck spürbar aber eine höhere Fluggeschwindigkeit zu verzeichnen. Mit einem sehr zügigen Tempo und einem grimmigen Fauchen schießt er genau dort hin, wo ihn sein Pilot hinscheucht. Als Leinenstärke sollten ca. 100 daN gewählt werden und der Anstellwinkel des Drachens bereits auf einer steileren Einstellung gestellt sein (dies aber abhängig je nach Speed- oder Powereinstellung).
Nun zeigt der Tauros was in ihm steckt und die Post geht so richtig ab! In der Powereinstellung ist jetzt ein sehr starker Druck auf den Leinen zu verspüren und das Arschleder kann umgeschnallt werden. Ein Trapez sollte je nach Vorlieben des Piloten angelegt werden, damit die Arme nicht nach kurzer Zeit ermüden. Beim Fliegen enger Loops entlockt man ihm nochmals einen ordentlichen Zusatzschub an Kraft, der auch stärkere Piloten aus den Schuhen zieht. Die schon sehr schnelle Geschwindigkeit und das furiose Fauchen nehmen bei stärkerem Wind immer weiter zu.
Je nach Kampfgewicht des Piloten sollten mindestens 130 daN Leinenstärke gewählt werden. Zudem muss der richtige Anstellwinkel gewählt sein. Ein auf Speed getrimmter Tauros verlangt eine sehr hohe Konzentration vom Piloten ab, allerdings reagiert er fast augenblicklich auf Steuerungsimpulse. So hat man immer das Gefühl, dass der Drachen genau das macht, was man will.
Mit den vielseitigen Einstellungsmöglichkeiten und dem dadurch bedingten, teilweise stark veränderbaren Charakter des Drachens ist der Tauros eine ultimative Allzweckwaffe für anspruchsvolle Drachenflieger. Durch Michael Tiedtkes stark ausgeprägten Hang zur Perfektion lässt der Drachen einfach keinen Ansatz für Kritik:
Hochachtung vor einer solchen Liebe zum Detail!