Schnitzer und Erfurth - Speedwing Classic

Ansicht

Schnitzer und Erfurth - Speedwing Classic Gespann

Beschreibung

Der Speedwing Classic ist ein Urgestein der Lenkdrachengeschichte. Er gilt als einer der ersten Zweileinerlenkdrachen und befindet sich schon seit meiner Kindheit in meiner Drachentasche. Trotz alledem besticht dieser Oldtimer auch heute noch, nicht zuletzt wegen seiner hervorragenden Gespannfähigkeit. Bei so manchem langjährigen Drachenflieger löst der Anblick eines Speedwings Erinnerungen an alte Zeiten aus :-) Mittlerweile sind die alten Speedwings schon zu einer Rarität am Drachenhimmel geworden.

Bild des Segels eines Speedwing Classic

Der Speedwing war, nach diversen Einleiner-Kinderdeltas, mein erster richtig funktionierender Lenkdrachen. In Duhnen an der Nordsee gekauft, wurde er im Folgejahr bereits um seinen ersten Gefolgsmann erweitert. Der Dritte kam dann zwei Jahre später bei einer Jugendreise auf Sylt dazu... da war er dann zu einem ansehnlichen Gespann herangewachsen welches mir für viele Jahre Freude bereitet hat. Ich kann mich noch an viele Sprünge aus dem Sitzen heraus erinnern, zu einer Zeit wo ich das Wort "Powerkiting" noch nie zuvor gehört hatte. Leider konnte ich den Drachen nur sehr selten fliegen, da Speedwings erst bei viel Wind anfangen richtig Spaß zu machen. Irgendwann ist mir aber bei einer solchen Starkwindaktion der Leitdrachen kaputt gegangen, weil die mechanische Belastung auf die Querspreize derart hoch war, dass sich die Querspreize durch die Leitkanten gescheuert hat. Der Leitdrachen ist in einer Böe mit einem Schlag zerfetzt. Seitdem habe ich nur noch ein Zweiergespann, welches weiterhin seinen Stammplatz in meiner Drachentasche behalten wird. Die Katastrophe hätte aber verhindert werden können, wenn vorher zur Verstärkung ein 8mm Rohr über die 6mm Querspreize geschoben worden wäre.

Stoff eines Speedwing Classic

Von der Verarbeitung her ist der Speedwing tadellos. Seine Nase besteht aus einem Stück handelsüblichem gewebeverstärktem Kunststoffschlauch, welcher im 90-Grad Winkel gebogen ist und die zwei 6mm Kohlefaserleitkanten aufnimmt. Diese Nase ist fast unzerstörbar, was diesen Drachen so geeignet für Anfänger und fürs "Wilde Sau" spielen macht. Am Stoff und an den Nähten gibt es nichts auszusetzen, sie haben über die Jahre hinweg treu ihren Dienst verrichtet. Mittlerweile ist das Gespann erkennbar in die Jahre gekommen, die Farben sind schon arg ausgeblichen und die Waage hatte sich über die Jahre hinweg total verzogen. Ein gut eingestellter Speedwing, so heißt es, macht kaum Fluggeräusche und lässt sich nur sehr widerwillig starten. Dieser Speedwing ist anders... er lässt sich absolut problemlos starten, macht im Flug aber einen Höllenlärm! Er tut derart den Wind in Krach und gefühlte Leinenvibration umwandeln, dass sich einem das Grinsen von einem Ohr bis zum Anderen ausbreitet :-)

Als die Waage an einem Knoten durch jahrelangen Verschleiß zu reißen drohte, blieb keine andere Wahl als die Waageschnur zu erneuern. Beim Nachmessen der Originalwaage stellte sich heraus, dass sich die alten Schnüre wie Gummis dehnen ließen und man jeden der Waageschenkel um mindestens 2cm strecken konnte. Die neue Waageschnur dagegen war bretthart und fast undehnbar. Zudem stellte sich beim Vergleich mit den Originalwaagemaßen heraus, dass die Waage bereits um 5-10cm pro Waageschenkel von den Originalmaßen abwich. Was also tun? Die Originalmaße aus dem Internet nehmen, und einen gut eingestellten leisen Speedwing erhalten? Oder die alte Waage nachbauen, um wieder das gewohnte Höllenteil zu bekommen? Ich entschied mich für Zweiteres... und holte mir zusätzlich noch ein Speedwing Pro Gespann :-)

Köcher und Packmaß eines Speedwing Classic

Der Lieferumfang des damaligen Speedwings war mehr als dürftig. Er stand ohne Köcher, also ohne zusätzliche Aufbewahrungstasche, beim Händler. Also wurde noch eine zusätzliche Stofftasche benötigt, welche dann aber größ genug war auch noch zwei weitere Speedwings aufzunehmen. Heutige Speedwings werden von der Firma Elliot gefertigt und werden selbstverständlich in einem Stoffköcher geliefert. Eine Anleitung war aber bereits damals mit dabei.

Herstelleretikett des Speedwing Classic

Auf dem Drachen ist noch eine vierstellige Postleitzahl aufgedruckt, von einer Firma, die es wohl heute garnicht mehr gibt. Heute wird der Drachen immer noch hergestellt, allerdings von der Firma Elliot. Er ist ein absolutes Urgestein, fast unkaputtbar und absolut einsteigertauglich. Durch seine Gummischlauchnase übersteht er sogar härteste "Spatenlandungen", wie ich über die Jahre bestätigen kann. Über Koppelschnüre mit Kreuzkarabinern lassen sich beliebig viele Drachen hintereinanderschalten, sodass man für jeden Wind die passende Anzahl an Folgedrachen anhängen kann. Ein Speedwing fühlt sich aber erst ab 4 bft so richtig wohl. Dies gilt besonders für Gespanne, da nur so die Drachen stabil in einer Reihe gehalten werden und die Gefahr einer Gespannvertüddelung durch Strömungsabrisse sinkt.

Ich packe den Speedwing heutzutage bevorzugt bei Kachelwind aus, um mal so richtig die Sau rauszulassen. Durch seine stabile Bauweise hält er auch hartem Bodenkontakt stand. Er springt immer genau dann in die Bresche, wenn sich seine Kollegen aus Angst vor Stabbruch in die Drachentasche verkrümelt haben :-)

Bewertung

Bezeichnung:
Speedwing Classic
Hersteller:
Schnitzer und Erfurth
Spezialisierung:
Power, Speed
Abmessungen:
Spannweite: 113 cm
Höhe: 60 cm
Leitkante: 82,5 cm
Packmaß:
86 cm x 8 cm
Gestänge:
Komplett Exel 6mm CFK Rohr, 82,5 mm
Verbinder:
Oldsyle Druckschlauch :-)
Tuch:
 
Gewicht:
 
Windbereich:
3-8 bft
Empfohlene Leinen:
Einzel: 2 x 20-30 m, 75 daN
Doppel: 2 x 20-30 m, 130 daN
Pilotenanspruch:
Anfängertauglich bis Fortgeschritten
Geschwindigkeit:
Gemächlich (Gespann) bis schnell (Einzel)
Reaktion:
Träge (Gespann) bis zügig (Einzel)
Präzision:
Durchschnittlich
Zugkraft:
Durchschnittlich bis hoch (Gespann)
Kraftentfaltung:
Linear
Trickfähigkeit:
Nicht vorhanden
Flugbild:
Typischer Delta. Schnell. Laut. Im Gespann sehr schön anzusehen
Fluggeräusch:
Laut bis sehr laut
Sonstiges:
Idealer Drachen für Gespanne. Ein Oldtimer... einer der ersten Lenkdrachen. Unkaputtbar.
Ausstattung:
Spartanisch. Damals sogar ohne Köcher!
Farben:
Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau
Qualitätseindruck:
Gut
Preis / Leistung:
Sehr gut
Frühere Besitzer:
 
Aktuelle Besitzer: